Doktor Eisenbarth

Ich bin der Doktor

Eisenbarth

„Ich bin der Doktor Eisenbarth“ ist ein um 1800 entstandenes Volks-, Studenten- bzw. Trinklied, auch „Eisenbarth-Lied“ genannt.

Darin geht es um die Behandlungsmethoden des Johann Andreas Eisenbarth, der in dem Lied als Kurpfuscher dargestellt wird. Es existieren zahlreiche Abwandlungen, von denen die früheste datierbare Veröffentlichung von 1814 aus dem Kommersbuch der Studentenverbindung Germania aus Göttingen stammt.

Die erste Publikation mit Melodie erschien 1840. Im 20. Jahrhundert wandelte sich das Studentenlied zum Jugend- und Kinderlied, dessen Melodie schließlich auch die Grundlage für das ebenfalls populäre

„Ein Mann, der sich Kolumbus nannt“ bildete.

Liedtext:

 

Ich bin der Doktor Eisenbarth,

Willewillewitt, bumbum!

Kurier die Leut' nach meiner Art,

Willewillewitt, bumbum!

Kann machen daß die Blinden geh'n

Willewillewitt, bumbum!

Und daß die Lahmen wieder seh'n

Willewillewitt, juchhei!

 

Zu Köln kuriert' ich einen Mann,

Daß ihm das Blut in Strömen rann,

Er wollt immun vor Pocken sein,

Ich impft's ihm mit dem Bratspieß ein.

 

Zu Potsdam trepanierte ich,

Den Koch des Großen Friederich:

Ich schlug ihm mit dem Beil vor'n Kopf,

Gestorben ist der arme Tropf.

 

Des Pfarres Sohn in Donaulm,

Dem gab ich zehn Pfund Opium,

Drauf schlief er Jahre, Tag und Nacht,

Und ist bis jetzt noch nicht erwacht.

 

Es hatt' ein Mann in Langensalz

Ein zentnerschweren Kropf am Hals,

Den schnürt ich mit dem Heuseil zu:

Was denkst du wohl, der hat jetzt Ruh!

 

Zu Ems da nahm ich einem Weib

Zehn Fuder Steine aus dem Leib,

Der letzte war ihr Leichenstein,

Sie wird jetzt wohl zufrieden sein.

 

Vor Hunger war ein alter Filz

Geplagt mit Schmerzen an der Milz,

Ich hab' ihn Extrapost geschickt,

Wo teure Zeit ihn nicht mehr drückt.

 

Heut früh nahm ich ihn in die Kur,

Just drei Minuten vor zwölf Uhr,

Und als die Glocke Mittag schlug,

Er nicht mehr nach der Suppe frug.

 

Ein alter Bau'r mich zu sich rief,

Der seit zwölf Jahren nicht mehr schlief,

Ich hab' ihn gleich zur Ruh gebracht,

Er ist bis heute nicht erwacht.

 

Zu Wien kuriert' ich einen Mann,

Der hatte einen hohlen Zahn,

Ich schoß ihn 'raus mit dem Pistol,

Ach Gott, wie ist dem Mann so wohl!

 

Mein allergrößtes Meisterstück,

Das macht' ich einst zu Osnabrück:

Podagrisch war ein alter Knab,

Ich schnitt ihm beide Beine ab.

 

Der Schulmeister von Itzehöh

Litt dreißig Jahr' an Diarrhoe,

Ich gab ihm Cremor-Tart'ri ein;

Er ging zu seinen Vätern ein.

 

Es litt ein Mann am schwarzen Star,

Das Ding, das ward ich gleich gewahr;

Ich stach ihm beide Augen aus

Und so bracht ich den Star heraus.

 

Zu Wimpfen accouchierte ich

Ein Kind zur Welt gar meisterlich.

Dem Kind zerbrach ich sanft das G'nick,

Die Mutter starb zum Glück.

 

Der schönen Mamsell Pimpernell

Zersprang einmal das Trommelfell;

Ich spannt' ihr Pergament vors Ohr,

Drauf hörte sie grad' wie zuvor.

 

Sodann dem Hauptmann von der Lust

Nahm ich drei Bomben aus der Brust;

Die Schmerzen waren ihm zu groß.

Wohl ihm! Er ist die Juden los.

 

Vertraut sich mir ein Patient,

So mach' er erst sein Testament,

Ich schicke niemand aus der Welt,

Bevor er nicht sein Haus bestellt.

 

Das ist die Art, wie ich kurier',

Sie ist probat, ich bürg' dafür,

Daß jedes Mittel Wirkung tut,

Schwör' ich bei meinem Doktorhut.

logic pro