Bald gras ich am neckar

Bald gras ich am Neckar

 

„Bald gras ich am Neckar“ ist ein deutsches Volkslied, das seit den 1830er Jahren häufig in Gebrauchsliederbüchern abgedruckt wurde. Die älteste Textquelle ist der Druck in

„Des Knaben Wunderhorn“, im Band 2 (1808).

 

Die Bedeutung von „grasen“ bedarf der Erläuterung.

Otto Holzapfel erklärt, die „Graserin“ sei eine Magd, die zur Heuernte (Gras schneiden) sich so weit vom Hof entfernen muss, dass Männer glauben, ein „Anrecht“ zur Verführung, ja Vergewaltigung zu haben (ähnlich wie der Jäger, der im Wald „schießt“). „Grasen“ bedeute nicht nur, dass man manchmal mit einer Liebsten zusammen, manchmal allein ist (s. Strophe 1), sondern beinhalte auch den „männlichen“ Wunsch, dass die „Liebste“ sich allen Männerwünschen beugt: falls ich Pech habe oder nicht „männlich“ genug bin, wenn meine „Sichel nicht schneidet“, dann kann es passieren, dass mich der Schatz verlässt (s.Strophe 2).

Bald gras' ich am Neckar,

Bald gras' ich am Rhein,

Bald hab ich ein Schätzel,

Bald bin ich allein.

 

Was hilft mir das Grasen

Wenn die Sichel nicht schneid't,

Was hilft mir das Schätzel,

Wenn's bei mir nicht bleibt.

 

Und soll ich denn grasen

Am Neckar, am Rhein,

So werf' ich mein schönes

Goldringlein hinein.

 

Es fließet im Neckar,

Es fließet im Rhein,

Soll schwimmen hinunter

Ins tiefe Meer 'nein.

 

Und schwimmt es, das Ringlein

So frißt es ein Fisch,

Das Fischlein soll kommen

Auf's Königs sein Tisch.

 

Der König tät fragen

Wem's Ringlein soll sein?

Da tät mein Schatz sagen:

Das Ringlein g'hört mein.

 

Mein Schätzel tät springen

Bergaus und bergein,

Tät wied'rum mir bringen

Das Goldringlein fein.

 

Kannst grasen am Neckar,

Kannst grasen am Rhein,

Wirf du mir nur immer

Dein Ringlein hinein.

logic pro