Donaulied

Volkslieder Heimat- und Wanderlieder

Donaulied

Einst ging ich am Ufer der Donau

Das „Donaulied“ hat eine Vielzahl von Vorgängerversionen, deren Abhängigkeiten und Beziehungen untereinander nur mühsam nachzuvollziehen sind.

Ein möglicher Vorläufer wird in der Arie „Einst ging ein junger Rittersmann lustwandeln an des Flusses Strand gesehen“, die aus dem in den 1790er  Jahren uraufgeführten Singspiel „Das Donauweibchen“ nach einer Wiener Volkssage stammt (Libretto: Karl Friedrich Hensler, Musik: Ferdinand Kauer).

Eine Verbindung der Texttradition zum „Donaulied“ ist grundsätzlich denkbar, aber nicht erwiesen.

Liedtext:  (Version nach Tobias Krummschnabel, ca. 1870)

 

Einst ging ich am Ufer der Donau und fand

im Schatten der Weiden, nicht weit von dem Strand,

sanft schlummernd ein trauliches Mägdelein,

im kühlen Schatten ganz einsam allein,

 

Es wogte ihr Busen, der leicht nur bedeckt,

es schien, als wenn sie vom Traumgott geneckt,

den Blicken des Lauschers zeigte sich viel,

da mit dem Kleide der Wind trieb sein Spiel.

 

Ich wollt’ sie erwecken und wagte es nicht,

ich wollt’ sie verlassen, so sagt mir die Pflicht,

doch fest wie bezaubert, ganzstille ich stand,

der holde Anblick hat fest mich gebannt.

 

Ich wollt’ sie nicht stören, zu sanft war die Ruh,

da flötet die Nachtigall ein Liedchen dazu,

kaum war an ihr Ohr gekommen der Ton,

so war auch ihr Schlummer auf einmal entflohn.

 

Ich sah sie, sie sah mich mit schmachtendem Blick,

aus ihrem Aug’ las ich nur Freude und Glück,

bald saß ich an ihrer Seite erfreut

ich weiß nicht wo sie geblieben die Zeit.

 

Und was da nun am grünen Ufer geschehn,

das hat nur die lächelnde Sonne gesehn,

die lächelnde Sonne, sie plauderts nicht aus,

ich pflügte ihr Blumen und band einen Strauß.

 

Ich steckt ihr am Busen die Blümlein weiß roth,

sie nahm dann erröthend, was ich ihr jetzt bot,

ich gab ihr alsdann auch noch etwas mehr,

doch Leute, was war’s, darum fragt mich nicht sehr.

 

Der Abend, er senkte sich auf das Gefild,

der Mond, er schaute auf uns hier so mild,

wir müssen uns trennen, so lispelte sie

sie gab mir noch etwas, doch was sag ich nie.

 

Die Trennung war schwer und doch mußt es geschehn,

mir war es als sollt ich nicht wieder sie sehn

die selige Stunde, sie war, ach, dahin,

doch sie kommt mir nimmer aus meinem Sinn.

 

Am Ufer der Donau geh ich jeden Tag

betrachte die Stelle wo sie einst lag,

mein Glück ist entflohn, der Traum er war schön,

denn ich, ich hab sie nicht wieder gesehn.

 

Am Ufer der Donau verlor ich mein Glück,

da wand’re ich und irr’ ich mit Thränen im Blick,

denn die ich da fand, ist auf immer dahin,

auf sie nur allein da stehet mein Sinn.

 

Es blüht eine Rose am traulichen Strand,

es küssen die Wellen den goldgelben Rand,

es lispeln die Winde, die Nachtigall grüßt,

indeß mein Liebchen entschwunden schon ist.

 

O Jüngling, gehst du an der Donau umher,

so wahre dein Herze, denn bald hast du’s nicht mehr,

und triffs du ein Mädchen, so einsam allein,

guck’ ihr in die Augen so tief nicht hinein.

logic pro