Erlkoenig

Franz Schubert „Erlkönig“

„Erlkönig“ (Opus 1, Deutsch-Verzeichnis 328) ist die von Franz Schubert komponierte Vertonung für Singstimme und Klavier der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfgang von Goethe. Die Komposition entstand 1815 an nur einem Tag, wurde 1821 publiziert und am 7. März 1821 im Theater am Kärntnertor in Wien uraufgeführt

 

Gliederung des Liedes

 

Takt 1–15: Klaviervorspiel

In der rechten Hand verdeutlichen repetierte, akzentuierte Oktaven den „rasanten Ritt durch die Nacht“[3] oder das Herzklopfen des nervösen Sohnes. Links aufsteigende kleine Tonleitern und absteigende Dreiklangsbrechungen in g- und c-Moll.

Takt 16–57: Vertonung der 1. und 2. Strophe

Die Aufregung des Sohns wird durch Intervallsprünge wie Quinten und Sexten dargestellt. Der Vater beruhigt den Sohn, was durch die tiefe Lage der Singstimme deutlich wird.

Takt 58–72: Vertonung der 3. Strophe

Die Lockungen des Erlkönigs und seine Schmeicheleien werden durch die Vortragsbezeichnung dolce, Durtonarten, legato, sotto voce und kleinere Melismen nachempfunden.

Takt 72–85: Vertonung der 4. Strophe

Angst und Aufregung des Sohnes steigern sich, was musikalisch durch Chromatik, einen Anstieg der Singstimme und eine Verkürzung der Notenwerte verdeutlicht wird.

Takt 86–96: Vertonung der 5. Strophe

Erneute Beschreibung der Welt des Erlkönigs. Hier wird das Locken des Erlkönigs intensiver. Zudem geht Schubert auf das Wort-Ton-Verhältnis ein, indem er den Reigen der Töchter durch tänzerisch wirkende Arpeggien in Dur umschreibt.

Takt 97–116: Vertonung der 6. Strophe

Die Erregtheit des Sohnes und seine Angst vor dem Erlkönig spiegeln sich in der steigenden Tonhöhe und der Chromatik der Singstimme wider sowie in der Diminution der Notenwerte.

Takt 117–131: Vertonung der 7. Strophe

Das Locken des Erlkönigs wird nun zum Drängen. Er bedroht den Jungen, was durch die repetierten Achteltriolen, Chromatik, Septakkorde und Dissonanzen (Nonen) gekennzeichnet ist. Die Dynamik steigert sich bis zum dreifachen forte in Takt 123. Der Abschnitt endet mit einem Doppelstrich als Zäsur (T. 131).

Takt 132–147: Vertonung der 8. Strophe

Auch hier erzeugt Schubert durch die Agogik und das „stürmende Reitermotiv“[4] Spannung (accelerando). Die Tonart As-Dur (Neapolitaner von g-Moll) scheint zunächst auf ein versöhnliches Ende hinzudeuten. Doch die Hoffnung erweist sich als trügerisch. Das Rezitativ im Gesang, die Fermate in Takt 147 und die geänderte Tempobezeichnung Andante heben die Tragik und die Trauer um den Tod des Sohnes deutlich hervor. Ein interessanter Gliederungsvorschlag stammt von Dietrich Fischer-Dieskau, der den Erlkönig formal als Rondo beschreibt.

Erlkoenig
Erlkoenig
Erlkoenig
Erlkoenig

„Erlkönig“ ist eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, die er im Jahr 1782 schrieb.

In einer stürmischen Nacht reitet ein Vater, seinen kleinen Sohn im Arm, durch einen dunklen Wald. Das Kind glaubt in der Finsternis die Gestalt des Erlkönigs zu erkennen und ängstigt sich. Der Vater beruhigt seinen Sohn: was er sehe, sei nur „ein Nebelstreif“. Doch die gespenstische Gestalt lässt das Kind nicht mehr los. Mit verführerischen Worten bittet der Erlkönig den „feinen Knaben“, mit in sein Reich zu kommen und sich dort von seinen Töchtern verwöhnen zu lassen. Das Kind aber wird immer unruhiger. Wieder bemüht sich der Vater, für dessen Halluzinationen eine natürliche Erklärung zu finden: Alles sei nur das Rascheln der Blätter und der Widerschein der alten Weiden. Doch die Gestalt wird immer bedrohlicher, und der Sohn reagiert immer panischer. Als der Erlkönig das sich sträubende Kind schließlich mit Gewalt an sich reißen will, verliert auch der Vater seine Fassung und versucht, so schnell er reiten kann, den heimatlichen Hof zu erreichen. Doch zu spät – das Kind in seinen Armen ist tot.

 

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

Es ist der Vater mit seinem Kind;

Er hat den Knaben wohl in dem Arm,

Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

 

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –

Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?

Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? –

Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. –

 

„Du liebes Kind, komm, geh mit mir!

Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir;

Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand,

Meine Mutter hat manch gülden Gewand.“ –

 

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,

Was Erlenkönig mir leise verspricht? –

Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;

In dürren Blättern säuselt der Wind. –

 

„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?

Meine Töchter sollen dich warten schön;

Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn

Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“ –

 

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort

Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –

Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau:

Es scheinen die alten Weiden so grau. –

 

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;

Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.“ –

Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!

Erlkönig hat mir ein Leids getan! –

 

Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind,

Er hält in Armen das ächzende Kind,

Erreicht den Hof mit Mühe und Not;

In seinen Armen das Kind war tot.

Anhören

logic pro arrangierfenster